Wie ich wurde, wer ich bin

In meinem Leben ist viel passiert. Die wichtigsten Stationen habe ich hier zusammengefasst.

Kindheit in der DDR

Als Jahrgang 1984 habe ich gerade noch so die letzten Jahre der DDR erlebt, den politischen Umbruch aber nie wahrgenommen. Nachdem meine Eltern mich adoptiert hatten, zogen sie mit mir in ein kleines Dorf in Brandenburg. Dort lebte ich eine Bullerbü-Kindheit mit Hasen, Enten, Hühnern, Schäferhund Conny und Trixie, unserem Pony. Wir Kinder im Dorf waren ständig zusammen draußen, kletterten auf Bäume und erkundeten die Umwelt; ich sah etwa alle fünf Minuten nach, ob die Hühner neue Eier gelegt hatten (hatten sie natürlich nicht). Vermutlich habe ich daher mein gutes Immunsystem.

Der Ruf des Westens

„Janine, die DDR gibt es nicht mehr.“

(mein Vater)

Ein Blick aus dem Fenster und die Gewissheit, dass alles noch so aussieht wie am Vortag, brachten mich zu der Erkenntnis, dass dies keine große Neuigkeit war. Ich konnte nicht weiter daneben liegen, denn am 23.12.1990 – ich war seit zwei Tagen sechs Jahre alt – waren die nötigsten Sachen in einen Hänger verladen, und wir zogen weg. Der Weihnachtstag fand in einem fast leeren Wohnzimmer am anderen Ende der Republik in einem nicht mehr ganz so kleinen Ort in Rheinland-Pfalz statt.

Zäsur

Wenn man Dinge auflistet, die eine normale Kindheit ausmachen, zumindest Anfang der 1990er Jahre, dann konnte ich schon sehr viel davon abhaken. Aber als ich acht war, stellten die Ärzte bei meiner Mutter den Ausbruch einer Erbkrankheit fest, die sie unter Kurzatmigkeit und allgemein nur wenig bis keiner körperlicher Belastbarkeit leiden ließ. Einzig eine Organspende könne sie retten. Die Operation überlebte sie um eine Woche, dann starb sie an einer Lungenembolie.

Abitur - und dann?

Im Jahre 2004 bestand ich mein Abitur. Ich sorgte mich zu diesem Zeitpunkt schon weitestgehend um mich selbst und hatte aufgrund des Ratschlages einer Bekannten nach einem Ausbildungsplatz gesucht, denn ein Studium hätte ich mir nicht leisten können. So kam es, dass ich zwei weitere Schuljahre später den Titel der Bürokauffrau erworben hatte und von meinem Ausbildungsbetrieb auch direkt übernommen wurde. Für die kommenden vier Jahre sollte ich dort bleiben und mich um Kfz-Versicherungen kümmern – im Kundenkontakt am Telefon und in der Betreuung der Agenturen, also der Autohäuser, bei denen die Kunden ihr Auto und dazu gleich die Versicherung erwarben. Telefonieren gehört bis heute definitiv nicht zu meinen Leidenschaften.

Hallo Goethe Uni!

Nach besagten vier Jahren und während einer Therapie, in der ich den Verlust meiner Mutter verarbeiten lernte, gestand ich mir ein, dass mich mein Job gelinde gesagt kreuzunglücklich macht. Und wie es so ist bei mir – wenn ich merke, ich muss etwas ändern, dann hält es mich kaum noch auf dem Hocker. Und so organisierte ich mir ein Leben als Studierende an der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt am Main – mit Soziologie im Hauptfach und zunächst Skandinavistik im Nebenfach. Jag talar lite svenska! Men jag har glömt för mycket. Zum dritten Semester wechselte ich zur Pädagogik im Nebenfach. Nach zwischenzeitlichen Zweifeln, ob ich das Studium finanziell durchstehen würde und unendlicher Zeit im Bachelor, den ich offiziell in Vollzeit, faktisch aber in Teilzeit studierte, um mir meinen Unterhalt zu verdienen, konnte ich im Frühjahr 2016 mein Bachelorzeugnis in der Hand halten.

Und was kann ich jetzt alles?

Ich habe während der zweiten Hälfte des Studiums als Projektassistentin in Teilzeit an der Frankfurt University of Applied Sciences gearbeitet und mir dort meine Ausbildung zur Bürokauffrau zu Nutze machen und darauf aufbauen können. Neben allgemeinen Aufgaben wie Sitzungen vorbereiten, Namensschilder drucken, ja, auch Kaffee kochen und Ordnung in den Projektbüros halten, führte ich Protokolle bei der Steuerungsgruppe, koordinierte Besuche von Vertretern und Vertreterinnen anderer Hochschulen, organisierte für anstehende Schulungen entsprechende Räume, ließ die Schulungsunterlagen drucken, prüfte Rechnungen und behielt die Projektkosten im Blick.

Zurück in die Heimat

Naja, nicht ganz – es wurde Berlin. Ich konnte mich dieser Stadt irgendwann nicht mehr entziehen und beschloss, nicht die ewige Touristin sein sondern dazugehören zu wollen! Meine Cousine wohnt schon ewig in Berlin, sie gab mir dann für die Wohnungssuche die wichtigen Tipps.

„Nein, da wollen wir nicht wohnen.“

„Nein, der Wedding ist nicht im Kommen.“

„Charlottenburg. Wilmersdorf, Schöneberg, Steglitz – da ist schön.“

(meine Cousine)

Was soll ich sagen – sie hatte Recht. Meinem Projektleiter an der FRA UAS teilte ich meine Umzugspläne direkt mit, als ich sie fasste. Auf seine Frage, ob ich denn „in der Branche“ bleiben wolle, antwortete ich mit „Ja.“ Und so kam es, dass er mich an einen Projektpartner empfahl, der mein zukünftiger Arbeitgeber werden sollte.

IT-Projekte als Soziologin

Mein Bachelorzeugnis war noch nicht per Post angekommen, da saß ich bereits an meinem neuen Arbeitsplatz im schönen Wilmersdorf unweit des Ku’Damm. Mein erstes Projekt führte mich direkt in die Untiefen des Customizings, und so lernte ich, Datenbank- und Mappingtabellen zu pflegen. Darüber hinaus schrieb ich die Entwicklungsaufgaben im Team Foundation Server und erstellte gleichzeitig die entsprechenden Testfälle dazu. Da das Projekt agil geführt wurde, kam ich direkt mit Scrum in seiner reinsten Form in Berührung. Zusätzlich betreute ich am Ende eines jeden Releases die Abnahmetests.

Jetzt macht sie auch noch SAP

Nach gut zwei Jahren in diesem Projekt wechselte ich und befand mich nun mitten im Kerngeschäft meiner Firma – SAP als Lösung für Hochschul- und Universitätsverwaltung. Meinen Einstieg machte ich im Teilprojekt Studierendenverwaltung an der TU Berlin und lernte sämtliche Prozesse darin kennen – Immatrikulation, Beurlaubung, Wechsel von Voll- auf Teilzeitstudium und zurück, Exmatrikulation. Ich lernte auch, dass jede Universität und Hochschule diese Prozesse anders lebt und somit kein Teilprojekt Studierendenverwaltung dem anderen gleicht. Das gilt auch für Bewerbung und Zulassung, welche im Gemeinschaftsprojekt der saarländischen Hochschulen und der Universität des Saarlandes als erste umgesetzt wurden.

Workshops, Schulungen, Tests

Meine Rolle als stellvertretende Teilprojektleiterin beinhaltete hauptsächlich die Koordination der anstehenden Aufgaben, die Konzeption der beiden Prozessdomänen in Zusammenarbeit mit dem Kunden, die Klärung offener Fragen, die Erstellung von Change Requests. Zudem habe ich mich um die Prozessdarstellungen gekümmert, mit den Entwicklern die Entwicklungsaufgaben besprochen, Anwendungshandbücher und Anleitungen geschrieben, teilweise kurze Videos aufgezeichnet, Schulungsmaterialien erstellt, Multiplikatorenschulungen gehalten, Testfallkataloge und Testfälle geschrieben. Abseits vom Projektgeschehen habe ich mich um die Reisekostenabrechnungen aller Kollegen und unsere Einsatzberichte gekümmert.

Was dann geschah

Bereits einige Zeit merkte ich, dass ich auf der Stelle trete und nicht weiterkomme, vielleicht auch keine Chancen erhalte, weiterzukommen. Als der Moment kam, in dem ich merkte, dass ich etwas ändern muss, beschloss ich, meine Kündigung einzureichen und mich neu auszurichten. Mit einem Gefühl von Aufbruch und Ungewissheit startete ich in das Jahr 2022, in dem ich noch zwölf Wochen bei meinem alten Arbeitgeber hatte. Ich fand schnell eine Stelle als Projektassistentin in Teilzeit, in der nun alles zusammenkommt, was ich seit 2013 bei der FRA UAS und schließlich seit 2016 bei MG Gardner & Gerbracht Consulting GmbH & Co. KG gelernt und weiterentwickelt habe – ich kümmere mich um die Projektorganisation und übernehme Stück für Stück auch Aufgaben im Projektmanagement.

Ich werde virtuelle Assistentin!

Ich habe durch Zufall von der virtuellen Assistenz gehört – und war sofort Feuer und Flamme. Ich finde die Möglichkeit, alles das, was ich bisher gelernt habe, auf selbstständiger Basis anzubieten, einfach wundervoll. Ich habe früh gelernt zu organisieren, Ordnung zu halten, Struktur zu leben und das alles eigenverantwortlich. Ich habe die fachliche Basis mit der Ausbildung geschaffen, kenne mich auf unterschiedlichen Bühnen aus, habe eine schnelle Auffassungsgabe und den Biss, Dinge durchzuziehen, auch wenn es schwierig wird. Ich komme mit wechselnden Umfeldern und Arbeitsgebieten bestens klar. Wollte ich mich ohnehin selbstständig machen, so ist der Beruf der virtuellen Assistentin genau das Richtige für mich!

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